Konventionelle Strategie |
Kehrseite |
“Rückzug aus der Welt.”
Reduzieren Sie die globale Integration so weit wie möglich (auch wenn es unseren Lebensstandard schmälert). Immer mehr politische Plattformen, von links nach rechts, setzen sich für Handelsschranken ein – nicht zuletzt die US Administration. Bei vollständiger Entkoppelung von der globalen Wirtschaft entginge die Schweiz dem Druck des ungebändigten Wettbewerbs um die immer knapperen Ressourcen. |
Isolation kann einschneidend und riskant sein. Auch kann man sich ohne enorme Einschränkungen nur schwer den globalen Märkten oder deren Regeln entziehen. Ohne Handel werden auch die Vorteile der Spezialisierung zunichtegemacht. Zudem sind dann auch nicht mehr alle Inputs für Produktionsprozesse erhältlich. Heute ist die Schweiz stark von ausländischen Ressourcen abhängig, brauchen deren Einwohner doch das Vierfache dessen, was ihre eigenen Ökosysteme produzieren können. Auch wird ein Rückzug weder die globale Dynamik ändern, noch die Schweiz vor deren negativen Auswirkungen isolieren. Ein solcher Rückzug könnte in der Tat für die Schweiz teuer zu stehen kommen und damit die Schweiz schwächen. |
“Bauen Sie privilegierte Ressourcen Beziehungen auf.“
Ein möglicher Weg, die Versorgung der Schweiz zu sichern, sind langfristige bilaterale Ressourcenverträge mit Nationen die reich an Biokapazität sind. Das würde erheblichen Verhandlungsaufwand der Schweizer Regierung und auch vermehrte Regierungseingriffe in die Ressourcenmärkte erfordern (heute werden die meisten Ressourcen privat und nicht über staatliche Programme gehandelt). |
Diese Strategie könnte als Abkehr von der Neutralität interpretiert werden und baut auf Staatsinterventionismus auf. Diese Strategie funktioniert nur, wenn: a) mögliche Partnerländer an der Schweiz besonderes interessiert sind. Es ist nicht klar, wie solche Verträge aufrechterhalten werden können, ohne einen gewissen Grad an Souveränität aufzugeben und ohne mit anderen internationalen Handelsverpflichtungen in Konflikt zu geraten. Auch müssten die Transportwege abgesichert werden. b) die daraus resultierende besondere Beziehung mit den Lieferländern für die Schweizer Stimmbürger akzeptabel ist. Verhandlung über langfristige Verträge kann politisch schwierig sein, auch im Inland, und würde erhebliche staatliche Investitionen und Interventionen erfordern. |
“Streben Sie nach Hyperwachstum.”
Beschleunigen Sie die Schweizer Wirtschaftsleistung, um mit dem Wachstum der Schwellenländer mitzuhalten oder es sogar zu übertrumpfen. Im Ressourcenwettbewerb erfolgreich sein, erfordert so lange wie möglich das relative Einkommen der Schweizer zu erhöhen. |
Das Wirtschaftswachstum der Schweiz zu beschleunigen, um mit dem Wachstum der Schwellenländer langfristig mithalten oder gar noch zu übertrumpfen zu können, würde sich als schwierig erweisen. Heute unterhält die Schweiz bereits einen starken Wettbewerbsvorteil durch seine sorgfältigen Strategien, die nicht leicht von anderen repliziert werden können. Trotzdem sind die derzeitigen Wachstumsraten deutlich niedriger als die der Schwellenländer. Es könnte wohl unrealistisch sein, neue Strategien zu erwarten, die das BIP der Schweiz schneller als jenes der Schwellenländer steigern können. Und wenn diese Strategien mehr Ressourcen erfordern, dann müssten die Gewinne noch schneller wachsen, um die zusätzlichen Ressourcen zuzukaufen. Auch müsste die Strategie von anderen nicht nachahmbar sein, um nicht kopiert und damit überholt zu werden. |
“Sichern Sie sich Ihre Wetten ab.”
Halten Sie die globalen Marktvorteile durch eine starke Schweizer Marke15 so lange wie möglich. Legen Sie gleichzeitig einen genügend grossen Staatsfonds als Versicherung gegen den zukünftigen Ressourcendruck an. Der Staatsfonds (gefüttert durch eine Steuer auf die heute so erfolgreichen Schweizer “Brands”) muss gross genug sein, um es der Schweiz zu ermöglichen, ihre Wirtschaft neu zu konzipieren, wenn es notwendig wird. Damit hat die Schweiz die Mittel später zu reagieren, statt heute die Wirtschaft umzubauen. |
Dieser Ansatz kommt auch mit Risiken, denn spätere Anpassung kann billiger sein (aufgrund verbesserter Technologie) oder auch teurer (das Reengineering der Infrastruktur braucht Zeit und die ökonomischen Konsequenzen der zukünftigen weltweiten Ressourcensituation sind unberechenbar). Noch wesentlicher ist die Frage: Hat die Schweiz genügend politischen Willen, um entsprechende Geldflüsse in einen Staatsfonds zu lenken, der für den späteren Umbau bereitstehen muss? |
“Beschleunigen Sie jetzt die Anwendung extremer Ressourceneffizienz.”
Mit anderen Worten, verwenden Sie die effizientesten heute zur Verfügung stehenden Technologien, um in der Schweiz die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen zu reduzieren. Dies kann auch eine weichere Landung gewährleisten, sollte die globale Wirtschaft nicht mehr in der Lage sein, die nötigen Ressourcen zu liefern. Wir bewegen uns also von “mehr Butter, weniger Kanonen” (die Textbuch Metapher des Ökonomen Paul Samuelson16) zu einer Welt mit “weniger Butter, mehr fossilfreier Infrastruktur.” Das beinhaltet nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft zur Steigerung der Produktion, während gleichzeitig die Belastung der Umwelt reduziert wird. |
Intensivierung kostet einen Preis. Vorsichtiger Umgang mit Ressourcen verlangt in der Regel auch mehr Aufwand. Das Dilemma verschärft sich, da die Steigerung der Ressourceneffizienz auch mehr Arbeitseinsatz erfordern könnte, wodurch die Arbeitsproduktivität (und Löhne) sinkt. Es gibt noch keine guten Antworten auf dieses Dilemma. Ein grosser Teil der Arbeitsproduktivitätssteigerung wurde historisch durch billige Ressourcen und Energie gewonnen. Wie können somit hohe Löhne aufrechterhalten werden? Eine zusätzliche Strategie kann sein, in die Effizienz der Wertschöpfungsketten, die in die Schweiz führen, zu investieren. Doch das könnte die Wettbewerbsfähigkeit der anderen Länder gegenüber der Schweiz fördern. |
“Ermutigen Sie Konsumenten zur Suffizienz.”
Gutes Leben kann auch mit weniger Ressourcenverbrauch erreicht werden. In der Tat zeigt die moderne Glücksforschung, dass die nachhaltigsten Faktoren für Glück mit geringem Ressourceneinsatz erreicht werden können, sind die Grundbedürfnisse erstmals erfüllt. Sicherlich hat die Schweiz einige Möglichkeiten, ihren eigenen Ressourcenbedarf zu reduzieren und gleichzeitig das Lebensgefühl der Bevölkerung gar noch zu verbessern. |
Messbare Verringerungen des Verbrauchs durch ermutigende Kampagnen sind möglich. Wie lange die Verringerungen anhalten, und wie weit die Verringerungen gehen, ist nicht klar. Einiges ist möglich: Zum Beispiel haben die Kalifornier den Wasserverbrauch ihrer Haushalte 2015 als Reaktion auf die zugespitzte Dürre im Vergleich zum Vorjahr um 24% verringert. Aber bedeutende, andauernde Fussabdruckreduktionen dank freiwilliger Verhaltensänderung sind selten. Verhaltensveränderungen dank neuer urbaner Infrastruktur hat anhaltende Wirkung: Zum Beispiel weniger Parkplätze, langsamere Strassen, und dichterer öffentlicher Verkehr verschiebt die Transportmodalitäten weg vom Privatauto. Neue Verhaltensänderungen lassen sich etablieren, wenn Menschen in ein neues Umfeld gebracht werden, also zum Beispiel in eine neue Stadt umziehen und in den ersten Wochen nachhaltige Praktiken wie Recycling, Velo- und Trambenutzung, oder lokales Einkaufen als ihre neue Routine erlernen. |