Grüne Wirtschaft = «One-Planet Prosperity»
Stärkt «Fussabdruck 1» die Schweiz?
Der ökologische Fussabdruck repräsentiert die einfache, fundamentale Frage: wie viel Natur brauchen wir, und wie viel haben wir? Alle Flächennutzungen, die miteinander im Wettbewerb stehen, können zusammengezählt werden. Diese Flächensumme ist der Fussabdruck. Nutzungen beinhalten: Essen, Fasern, Holz, Freisetzung von CO2 vom Verbrennen der Fossilenergie, Flächen für Strassen und Häuser. Diese Flächen können dann mit der existierenden produktiven Fläche verglichen werden (diese nennen wir Biokapazität).
Mit der klaren, offenen Forschungsfrage des Footprints kann sich jeder eine Antwort selber rechnen. Auch die Schweiz. Global Footprint Network konzentriert sich auf nationale Abschätzungen, die auf UNO Daten bauen. Diese Daten unterschätzen höchst wahrscheinlich unseren Naturverbrauch (nicht alles wird in den UNO Statistiken dokumentiert). Und sie mögen überschätzen, was die Natur erneuern kann. Die neusten Resultate sind: Die Welt hat pro Kopf etwa 1,7 globale Hektaren zur Verfügung (produktives Meer und produktives Land). Im Durchschnitt braucht die Menschheit 2,8 globale Durchschnittshektaren (oder globale Hektaren) pro Person. Die Schweiz braucht 5,8 globale Hektaren (Fussabdruck), und hat innerhalb ihrer Landesgrenzen 1,3 globale Hektaren an produktiver Fläche. Lebten alle so wie die Schweizer, bräuchte es (5,8/1,7 =) über drei Erden.
Innerhalb dieser einen Erde zu leben ist eine Minimalbedingung für nachhaltiges Wirtschaften. Das sagt auch schon unsere Bundesverfassung: Art. 73 Nachhaltigkeit: Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits an.
Der Druck nach Ressourcen nimmt zu, weltweit. Wenn wir unseren Verbrauch der natürlichen Ressourcen nicht an diesen neuen Gegebenheiten anpassen, wird das für die Schweiz zum Risiko, besonders auch, weil das Schweizer Einkommen im Vergleich zum Welteinkommen abnimmt. Die Anpassung und der Erhalt unserer Infrastruktur, Energiesysteme, Bevölkerungsgrösse, Produktionssysteme, etc. braucht Vorsorge, und kann nicht von einem Tag auf den anderen erfolgen. Planen wir voraus und passen unsere Systeme frühzeitig an, können wir sowohl heute als auch in der weiten Zukunft unsere warme Dusche geniessen. Aber was noch viel wichtiger ist, wir stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit.
Ein solches Ziel ist notwendig, und es ist innovationsfördernd. Wer heute die nötigen Innovationen vorantreibt, wird künftig in einer wirtschaftlich stärkeren Position sein. Das war auch das Argument der Initiative für eine Grüne Wirtschaft.
Fast ¾ des Schweizer Fussabdrucks ist der Carbon Footprint. Das ist die ökologische Kapazität, die gebraucht wird, um das CO2 der Fossilenergie zu absorbieren. Das Pariser 2°C Ziel bedeutet, dass wir vor 2050 unseren CO2-Ausstoss auf Null reduzieren sollten. Weltweit. Machen wir das, und zwar so, dass wir den Rest des Fussabdrucks nicht vergrössern, dann haben wir das Ziel schon erreicht. Machen wir es nicht, wird sich der Klimawandel beschleunigen. Damit könnten wir unsere Ressourcensicherheit noch mehr aufs Spiel setzen. Aber Wandel ist möglich. Besonders im Energiebereich sind die grössten Innovationsschübe zu erwarten. Technische Möglichkeiten zeigen sich schon heute.
Ist der Fussabdruck zu ungenau, zu schwach, zu altmodisch? Nein. Und zudem kann die Buchhaltungsmethode jederzeit präzisiert werden. Was wir heute schon wissen: Heutige Rechnungen unterschätzen die Ressourcensituation. Daher müssen wir in Zukunft wahrscheinlich noch weiter gehen mit unseren Ressourcenzielen. «One-Planet Prosperity» ist eine Mindestbedingung für eine robuste, stabile, langfristige Wirtschaft, wie wir, unsere Kinder und unsere Grosskinder sie verdienen.