Ressourcensouveränität?
Dazu hatten wir einen spannenden Abend in Bern. Am Montag, den 19. September 2016, im Spittelsaal des Berner Generationen Haus, fragten wir:
a) Wie viel Schweizen soll die Schweiz 2050 nutzen? (Heute sind es 4) (Ziel)
b) Und wie kommen wir dahin? (Weg)
Im neuen Zeitalter des Klimawandels und der Ressourcenknappheit sieht die Welt anders aus. Wie muss die Schweiz vorausdenken, um ihren Erfolg auch langfristig abzusichern?
Unsere Bundesverfassung sagt
Art. 73 Nachhaltigkeit
Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits an.
- Wollen wir das? Wie genau und bis wann?
- Ist das hinderlich oder nützlich für die Schweizer Wettbewerbsfähigkeit?
- Verlieren die Pioniere, oder sind sie die Gewinner?
- Hilft oder schadet uns der Innovationsdruck?
Der Begriff ‹Ressourcensouveränität› soll nicht nur vermitteln, dass wir von Ressourcen abhängen. Er weist darauf hin, dass wir unser Schicksal als Einzelne, als Stadt oder als Nation in die eigene Hand nehmen können – auch wenn Klimawandel und Ressourcenknappheit weltweite Phänomene sind. Wie sollte die Schweiz in einer Welt der Ressourcenknappheit und des Klimawandels vorausdenken, um ihren Erfolg auch langfristig abzusichern? Eine gemeinsame Antwort gab es am Ende der Veranstaltung nicht. Die meisten betonten, dass klare Ressourcenziele wichtig seien – für Transparenz, Innovation und nachhaltiges Handeln.
Der Abend begann mit einem Panel, mit verschiedensten Perspektiven. Alle setzen sich mit der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz auseinander, und doch sahen wir einige Dinge anders. Das Panel bestand aus:
- Dr. Mathis Wackernagel, CEO, Global Footprint Network (Einführung und Moderation)
- Dr. Mathias Schluep, Programm Direktor, World Resources Forum
- Dr. Urs Rhyner, Leiter Strategie / Innovation, Agro Energie Schwyz
- Kurt Lanz, lic. rer. pol., Mitglied der Geschäftsleitung, economiesuisse
- Prof. Philippe Thalmann, Professeur d’économie de l’environnement à l’EPFL
Das Panel repräsentierte ein Praktiker der erneuerbaren Energien (Urs Rhyner, Leiter Strategie und Innovation Agro Energie Schwyz), ein Wissenschaftler (Philippe Thalmann, Wirtschaftsprofessor ETH Lausanne), ein Vertreter des grössten Schweizer Unternehmenverbandes (Kurt Lanz, Mitglied der Geschäftsleitung von economiesuisse) und ein Ressourcenspezialist eines Think Tanks (Mathias Schluep, Programmdirektor World Resources Forum). Alle erkannten die Notwendigkeit, innerhalb der ökologischen Möglichkeiten der Erde zu leben.
Unterschiede wurden im Zeitraum und in der Bedeutung von klaren Zielsetzungen deutlich. Dies zeigten auch die Diskussionen mit dem Publikum: Während die einen die schnelle Umsetzung von Ressourcenzielen – auch unabhängig von anderen Ländern – als wichtig erachten, sehen andere dies als weniger dringend an. Diese zweite Gruppe appellierte dafür, auf Innovationen zu warten statt sie teuer zu forcieren.
Die erste Gruppe glaubt, dass klare Ziele genau diese Innovation fördern und für die Schweiz zu einem Vorteil werden. Im Artikel 73 der Bundesverfassung heisst es ja schon, dass wir innerhalb der Möglichkeiten der Natur leben wollen. Doch die Schweiz ist weit von diesem Ziel entfernt. Sie braucht für ihren Ressourcen- und Energiebedarf das Vierfache ihrer Fläche. Wie viele ‹Schweizen› soll sie im Jahr 2050 nutzen? Fast die Hälfte der über 60 Workshopteilnehmenden wählte als Ziel eine halbe Schweiz, viele sprachen sich für ein Ziel von einer Schweiz aus. Einige wenige wollten mehr als eine Schweiz nutzen.
Der Event wurde unterstützt durch die Stiftung Mercator Schweiz und die Paul Schiller Stiftung. Er entstand in Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen, darunter World Resources Forum, alliancesud, Komitee JA zur Grünen Wirtschaft, Swiss Cleantech, Fossil Free Switzerland, South Pole Group, Usitawi Network.
Wir danken Emmanuel Winkler, Karin Hess, und Thomas Zweifel, und allen Panelisten für die Mithilfe bei der Programmgestaltung und -ausführung.