Wie funktioniert der ökologische Fussabdruck (Footprint)?

Und Antworten auf Fragen

Wie wird der ökologische Fussabdruck berechnet?

Der ökologische Fussabdruck (oder Footprint) beantwortet eine zentrale Frage. Er dokumentiert: wie viel Natur wir haben, und wie viel wir brauchen.

Die Lebewesen der Erde, somit auch wir Menschen, nutzen die knappen Flächen der Natur. Nutzungen beinhalten: Essen, Fasern, Holz, Absorption des CO2, oder Freisetzen von CO2, durch Verbrennen der fossilen Energieträger, Flächen für Strassen und Häuser. Alle diese Flächennutzungen, die miteinander im Wettbewerb stehen, können zusammengezählt werden. Die Flächensumme ist der Fussabdruck. Dieser kann dann mit der existierenden produktiven Fläche verglichen werden (welche wir Biokapazität nennen).

Mit dem Ausstieg aus den fossilen Energieträgern (wie das Pariser Klimaabkommen bedingt) kommt der Biokapazität nebst unserer Versorgung eine neue Aufgabe zuteil. Sie muss auch viele unserer fossilen Energieträger ersetzen und damit einen Teil unseres Energiebedarf decken. Daher veranschaulicht der Vergleich des Footprints mit der Biokapazität das zunehmende Ressourcendilemma deutlich.

Um Flächen weltweit vergleichbar zu machen, werden sie in globalen Hektaren gemessen. Das heisst, produziert eine Hektare nur x% des Weltdurchschnitts, wird sie als x% einer globalen Hektare mitgerechnet.

Durch diese Buchhaltung werden alle Naturnutzungen (nicht aber alle Umweltprobleme) unter ein Dach gebracht und mit der Regenerationsfähigkeit der Erde (oder der Schweizer Ökosysteme) verglichen. So kommen wir auf die berühmte Zahl der 1.7 Erden, die die Menschheit momentan nutzt. Wir brauchen die Natur 70% schneller, als sie sich erneuern kann, und leben also auch zusehends von ihrer Substanz. (Hier ist eine Datenplattform mit Karten und den neusten nationalen Ergebnissen zu sehen. Für mehr zur Methode zu sehen, klicken Sie hier. Weitere Ergebnisse erhalten Sie hier).

Das Konzept ist nicht lückenlos. Ein weltweiter Fussabdruck der kleiner ist als die Erde kann aber als notwendige Grundbedingung gesehen werden, damit die Erde weiterhin in der Lage bleibt, so viele Ressourcen bereitzustellen, wie gleichzeitig verbraucht werden. Der Bundesrat verwendet in seinem Masterplan Cleantech ebenfalls den ökologischen Fussabdruck. Dasselbe gilt für den World Business Council for Sustainable Development, der mit 30 Mitgliedsfirmen seine Vision  2050 erarbeitet hat, die auf einen Fussabdruck von einem Planeten bis 2050 setzt (WBCSD – Vision 2050).


Frage: Wo sind die Lücken im ökologischen Fussabdruck? Zum Beispiel, wie wird Luft- und Bodenverschmutzung abgebildet?

Antwort: Der Fussabdruck misst, wie viel Natur wir brauchen und wie viel wir haben. Die globalen Fussabdruckberechnungen sind vereinfacht und limitiert durch die Datensätze der UNO. Sie sind Unterschätzungen. Aber auch detailliertere Fussabdruckberechnungen bilden nicht jedes Umweltproblem ab. Aber ein genug kleiner Fussabdruck ist eine Grundvoraussetzung, damit Nachhaltigkeit überhaupt möglich wird: Es dürfen nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als von der Natur regeneriert werden können. Luftverschmutzung, in Form von Ozonbelastung, Feinstoffpartikeln oder chemische Verbindungen, hat primär einen Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Menschliche Gesundheit ist wichtig – aber hat einen kleineren Einfluss auf das, was der Fussabdruck misst: Wie viel wir brauchen im Verhältnis zur Regenerationsfähigkeit der Natur. Ähnliches könnte man (kurz- oder mittelfristig) von Plastikmüll im Meer sagen. Sobald aber beispielsweise verschmutztes Wasser nicht mehr nutzbar ist und Böden oder Ökosysteme zerstört werden, verliert die Umwelt einen Teil ihrer Reproduktionskapazität. Damit sind solche Entwicklungen wieder im Fussabdruck enthalten.

Frage: Wie berücksichtigt der Fussabdruck endliche Ressourcen wie Kupfer, seltene Erden oder Phosphor?

Antwort: Der Verbrauch solcher nicht erneuerbaren Ressourcen ist nicht per se ein Problem für die Umwelt, sondern eher für die darauf angewiesenen Produktionstechnologien. Auch sind die meisten nicht-erneuerbaren Ressourcen (wie Lithium oder Kupfer) nicht in ihrer Anzahl im Boden limitiert, sondern dieses Einschränkung entsteht durch die Energie und den Aufwand, um diese Erze zu fördern und zu konzentrieren. Ökologisch problematisch wird dieser Ressourcenverbrauch dann, wenn die Förderung/Produktion viel Energie verbraucht, die Nutzung im späteren Produktionsprozess Treibhausgase verursacht und/oder der resultierende Abfall Boden, Luft oder Wasser belastet. Alle diese Fälle bedeuten umgerechnet mehr Flächenverbrauch, vermindern dadurch die Biokapazität der Natur und resultieren in einem höheren Fussabdruck. In diesem Sinne ist dieser Aspekt sehr wohl im ökologischen Fussabdruck enthalten. Was die nicht erneuerbaren Ressourcen als solche angeht, braucht es neben der Senkung des Fussabdrucks eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft für nichterneuerbare Materialien.

Frage: Was sagt der Footprint zum Verlust der Artenvielfalt?

Antwort: Wenn eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt, verändert sich der ökologische Fussabdruck tatsächlich nicht. Allerdings: Die wichtigste Bedingung überhaupt, dass Tier- und Pflanzenarten überleben können, sind funktionierende Ökosysteme von hinreichender Grösse. Ein sinkender ökologischer Fussabdruck ist daher der wichtigste Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, da er den Flächenverbrauch reduziert. Daher nutzt der WWF, eine der weltgrössten Umwelt- und Tierschutzorganisationen, den Fussabdruck.

Frage: Wie verhält sich der Fussabdruck zur Atomenergie oder zur industriellen Landwirtschaft und GMOs?

Antwort: Der Fussabdruck beantortet nicht alle Fragen. Für den Atomausstieg oder landwirtschaftliche Praktiken braucht es separate politische Beschlüsse. Die Atomenergie lässt viele Fragen offen, nicht nur zum Footprint. Von der Uranförderung über die Stromproduktion bis zur ungelösten Endlagerproblematik ist sie problematisch und teuer. Die damit verbundenen Risiken können dazu führen, dass Böden und Landschaften unbewohnbar und auch nicht mehr nutzbar sind (Tschernobyl und Fukushima). Das vermindert die Biokapazität des Planeten. Dazu kommt noch das Problem der Proliferation, und die Gefahr, dass solche Kraftwerke zu militärischen Zielen werden.
Die industrielle Landwirtschaft ihrerseits ist sehr energieintensiv, da sie mit einem hohen Dünger- und Pestizideinsatz und langen Transportwegen verbunden ist. Darüber hinaus gefährdet sie die langfristige Nutzbarkeit der landwirtschaftlichen Böden. All dies vergrössert deren Fussabdruck. Der Biolandbau weist im Übrigen auch beachtliche Erträge pro Flächeneinheit auf. Alles eingerechnet ist der Fussabdruck eines Produkts aus dem Biolandbau oft kleiner als der eines konventionellen Produkts.

Frage: Ein dominanter Teil  des ökologischen Fussabdrucks ist der CO2-Ausstoss. Wäre es nicht sinnvoller, sich direkt auf das CO2  zu konzentrieren? Was ist der Vorteil, den ganzen Footprint zu betrachten?

Antwort: Tatsächlich macht der CO2– Fussabdruck den grössten Teil des ökologischen Fussabdrucks aus. Um das Klimaziel von Paris 2015 zu erreichen muss dieser CO2– Fussabdruck noch vor 2050 null erreichen. Das macht die Verwendung des gesamten ökologischen Fussabdrucks umso bedeutsamer. Ein wichtiges Thema der Zukunft wird sein, wie man CO2 – Emissionen senkt, ohne dabei zusätzlichen Druck auf die Biokapazität auszuüben. Beispielsweise leiden durch die Produktion von Agrotreibstoffen zahlreiche Ökosysteme, wie die Regenwälder umso mehr (ganz abgesehen von den verheerenden sozialen Folgen wie Unterernährung und Monopolisierung des Landbesitzes). Der Fussabdruck lässt dies nicht zu, weil er den totalen Flächenverbrauch berücksichtigt. Er umfasst eine ganzheitlichere Perspektive anstatt des ausschliesslichen Fokus auf das CO2.